Blawg
hier finden sie die Blawgeinträge.11.02.2013 | Blawgarchiv | Mail an den Autor
Dr. Brigitte Birnbaum,
Die Bildungsstürmer
Die Bildungsstürmer
Manche Absurditäten sind kaum mehr überbietbar. Da betont einerseits alle Welt die unverzichtbare Bedeutung der Bildung für Gesellschaft und Zukunft. Und da wird andererseits gleichzeitig der Wert der Bildung attackiert und zertrümmert. Diese Attacken reichen vom Universitätsstudium ohne Matura bis zu den nun kursierenden Vorstellungen, ohne Studium Rechtsanwalt werden zu können.Das Argument ist immer dasselbe: Bei Matura, Studium oder Rechtsanwaltsprüfung werde Vieles verlangt und daher gelernt, was dann nie mehr gebraucht wird. Das ist im Rückblick zweifellos richtig. Dennoch sind das keineswegs überflüssige Barrieren. Denn zum Zeitpunkt der Prüfung weiß kein Mensch, welcher Teil der Bildung am Ende überflüssig gewesen sein wird. Und für Ärzte oder Rechtsanwälte ist es immer essenziell, auf einer breiten Grundlage an Wissen und Zusammenhängen aufbauen zu können. Nur von dort aus können Spezialisierungen fruchtbar werden. Praxis alleine ist hingegen zu wenig – so unverzichtbar sie auch ist. Vor allem gehört zu einem universitären Studium auch immer die Entwicklung von einem breiten analytischen und diskursiven Denken, das anderswo nicht erwerbbar ist.
Bei einem Rechtsanwalt in Österreich kommt noch etwas hinzu: Er hat immer mit dem österreichischen Recht zu tun, das sich von dem anderer Länder tausendfach unterscheidet. Daher sollte auch dessen Studium unverzichtbar sein, und nicht nur das irgendeines Rechts. Weitgehend, aber auch da nicht zur Gänze deckungsgleich sind Rechtsstudien nur in wenigen Bereichen wie Europarecht. Der Rest ist spezifische und gewachsene österreichische Identität.
Wer all das attackiert, handelt entweder aus (oft versteckten) persönlichen Interessen oder aber aus Ahnungslosigkeit in Hinblick auf den Wert von Bildung und Ausbildung.