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hier finden sie die Blawgeinträge.19.11.2012 | Blawgarchiv | Mail an den Autor
Dr. Stefan Prochaska,
Testurteil: Unattraktiv
Die Wirtschaftsprognose für Österreich ist düster. Die OECD sieht magere 1,4 % Wachstum. Kein Wunder, denn unser Land wird als Standort immer unattraktiver. Aber auch das ist angesichts der unternehmensfeindlichen Fiskalpolitik, innovationsverhindernden Investitionsstrategie und Überreglementierung inklusive aufgeblasenem Verwaltungsapparat kein Wunder. Ausufernde Steuerbürokratie, überhöhte Spitzensteuersätze bei zu niedrig angesetzten Progressionsstufen und immense Lohnnebenkosten treiben nicht nur die bestehende heimische Wirtschaft über die Landesgrenzen – zum Beispiel in die benachbarte steuerlich weit attraktivere Slowakei. Sie verhindern auch die Ansiedlung neuer Betriebe. Außerdem weigert sich unsere Politik hartnäckig, dort zu sparen, wo es Sinn macht. Nämlich dort, wo heilige Kühe wie etwa Pensionen oder föderalistische Doppelgleisigkeit betroffen sind. Doch nur wer spart, kann investieren. Zum Beispiel in Infrastruktur oder Bildung. Denn beliebtes Urlaubsziel zu sein, reicht eben nicht. Unsere Wirtschaft braucht hochwertige und effiziente Arbeitskraft, die nur aus ebenso hochwertigen und effizienten Bildungsschmieden kommen kann. Weiterer Hemmschuh ist die österreichische Devise „Verwalte dich selbst!“ Dank Normenflut und regulatorischem Dickicht liegt Österreich laut „Global Competitiveness Index“ beim zur Unternehmensgründung benötigten Zeitaufwand im hinteren Mittelfeld – zwischen der Ukraine und Indien. Was dem österreichischen Wirtschaftsstandort folglich am meisten fehlt, ist der Wille, sich in eine wettbewerbsfähige Position zu hieven – durch die Schaffung eines normativen und administrativen Umfelds, in dem unternehmerisches Handeln unterstützt, Produktivität belohnt und Wachstum gefördert wird.
Vielleicht geht es uns tatsächlich immer noch zu gut …